Somatoforme Störungen

Hierunter sind wiederholte Beschwerden über wechselnde körperliche Symptome zu subsumieren, die nicht körperlich begründbar sind.  Unter diese Erkrankung fallen ca. 20 % der Patienten einer Hausarztpraxis, da wiederholt nach körperlichen Untersuchungen gefragt wird, wodurch eine Beruhigung der Sorge gesucht wird, an einem körperlichen Leiden erkrankt zu sein. Auffällig ist die Hartnäckigkeit der Überzeugung darüber, dass sich hinter den empfundenen körperlichen Beschwerden eine organische Ursache verbirgt.

Somatisierungsstörung: Charakteristisch sind hierbei häufig wechselnde und wiederholt auftretende körperliche Symptome, die bereits seit langer Zeit bestehen. Die empfundenen Beschwerden können sich auf jedes Organ beziehen, sind bei Frauen häufiger zu finden und gehen insgesamt mit einer bereits seit längerer Zeit bestehenden Störung des sozialen und familiären Verhalten einher. Am häufigsten anzutreffen sind gastrointestinale Beschwerden und abnorme Hautempfindungen. Auch ängstliche und depressive Symptome sind häufig beobachtbar.

Hypochondrische Störung: Kennzeichnend ist hier die hartnäckige Beschäftigung mit ein oder zwei vorherrschenden, zugrunde liegenden körperlichen Krankheiten, die bei Männern und Frauen gleichermaßen auftritt. Die Aufmerksamkeit richtet sich meistens nur auf ein oder zwei Organe.

Somatoforme autonome Funktionsstörung: Hierbei werden die Symptoma so geschildert, als ob sie durch ein Organ verursacht werden, welches hauptsächlich vegetativ innerviert wird. Darunter fallen primär das kardiovaskuläre System, der obere und untere Geastrointestinaltrakt. Auch das respiratorische oder das urogenitale System können betroffen sein. Es finden sich objektivierbare Symptome wie Erröten, Zittern, Schwitzen oder Herzklopfen, diese Beschwerdengruppe bezeichnete man früher gern als Herzneurose. Symptome, die den oberen und unteren Gastrointestinaltrakt betreffen, können sein: Diarrhoe, Flatulenz, Blähegefühl welche  früher unter Reizmagen oder -darm eingeordnet wurden.
Wichtig bei allen aufgeführten Erkrankungen ist ein Ausschluss einer tatsächlich vorliegenden körperlichen Ursache der Beschwerden.

Anhaltende somatoforme Schmerzstörung: Bedeutsames Kriterium ist eine langanhaltende Schmerzempfindung, die durch eine körperliche Ursache nicht vollständig erklärt werden kann. Im Unterschied zum akuten Schmerz hat der chronische Schmerz seine Warnfunktion verloren und es findet sich kein entsprechendes proportionales körperliches Korrelat. Die Beschwerden betreffen meistens das muskuär-skelettale System und werden als quälend und beeinträchigend erlebt und bilden heute den zweithäufigsten Grund für langanhaltende Arbeitsunfähigkeit, welche häufig mit sozialem Rückzug und Schonverhalten verbunden ist. Hierdurch stellen sich nicht selten auch depressive Erkrankungen ein. Häufig erleben sich Patienten in Arztpraxen als Simulanten abgewertet, da das berichtete Leiden nicht dem objektivierbaren körperlichen Befund (Röntgen-Aufnahme, MRT/CT-Bild) entspricht.
Wir wissen heute, dass das sogenannte Schmerzgedächtnis eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung von empfundenen Schmerzen ist.

Behandlung der somatoformen Störungen: In die Behandlung fließen unterschiedliche Module ein. Hypnotherapeutische Techniken und Entspannungsverfahren sowie die Erhöhung der Eigenfürsorge, die Reflexion über alltägliche und berufliche Belastungen und die Vermittlung einer Stressmanagementstrategie sowie verhaltenstherapeutische Wahrnehmungslenkungstechniken stellen hier ein sehr großes Repertoire zur Verfügung.